Verbandsfragen
Fragen des Vending report an den VAFA und unsere Antworten in VR DACH 01-08
1. Wie schätzen Sie die Marktentwicklung im Jahr 2017 ein? War es ein gutes Jahr für das
Vending?
Unsere Meinung dazu:
Wir haben – wieder einmal – Glück gehabt in Deutschland. Top-Beschäftigungslage, noch, volle
Auslastung der Unternehmen, in denen unsere Automaten stehen , rund um die Uhr und eine
Konsumbereitschaft, die überraschend groß ist. Auch an unseren Automaten. Da dreht sich was und
offensichtlich gibt’s keinen Grund zur Klage. Oder doch?
Das Gespenst der Umstrukturierung im Interesse der GEWINN-Maximierung treibt bedenkliche
Blüten. Da werden, wie an den Beispielen Siemens und Bombardier erkennbar, Bereiche dicht
gemacht, woran gestern noch keiner dachte. Und dies nicht aus Gründen unzureichender Rendite.
Auf so etwas müssen wir uns mehr denn je als Fachaufsteller /Vending-Operator einstellen, nicht nur
auf Strukturveränderungen aus der Automobilindustrie.
Auch etwas anderes funktioniert immer schlechter: Aufgemöbelte Altgeräte. Die Endabnehmer
nehmen sie schon gar nicht mehr wahr, denn aus erkennbaren Altgeräten wird ja wohl auch
entsprechend alte Plörre herauskommen oder Süßkram, der wahrscheinlich in der Nähe des MHD ist.
Unsere Kunden von heute verlangen appetitliche Neugeräte, Top-Ware, einen Top-Service. Und bei
denen das alles geklappt hat, da war 2017 auch ein gutes Jahr.
2. Welches Segment hat sich in diesem Jahr insgesamt am besten entwickelt? Welche
Segmente sind dagegen noch ausbaufähig?
Unsere Meinung dazu:
Wieso? Gibt es bei uns etwa Segmente, die nicht mehr ausbaufähig sind? Fast täglich bekommen wir
doch von Seiteinsteigern gezeigt, was noch geht! Und andere Märkte /Länder (und auch ein Großteil
der Profis hier) zeigen wie Mann/Frau es besser machen kann. Mit gefälligen, auffälligen Geräten, mit
Produkten, die bei uns keine Routine sind, mit der dazugehörigen Kommunikationsstrategie, damit
die Kunden zum Automaten finden und das kaufen, was sie da bisher nicht vermutet haben, mit der
Frische in der Unternehmensdenke, die allen Beteiligten Spaß macht, sie besser als bisher
zusammenbringt . . . und eine gute Rendite einfährt. Kurz: Denken wir doch mal weg von NUR
Coffee, Candy, Coke und Kaugummi. Es gibt noch mehr über Automaten zu verkaufen.
Wo und was? Wie sagte mir mal ein alter (erfolgreicher) Hase: „Schau dem Volk aus Maul und sprich
mit ihnen.“
3. Welche Entwicklungen sprechen Sie dem Markt für 2018 zu und wohin könnte der Trend
gehen?
Unsere Meinung dazu:
Die Entwicklung nicht nur der Automobilindustrie und mit ihr zahlreiche strukturelle Veränderungen
(z. B. durch Digitalisierung auch der Verwaltungen, Versicherungen, Banken etc.) werden auch den
Fachaufsteller / Vending-Operator (s.o.) über kurz oder lang treffen. Heftiger als wir heute vermuten.
Auch der demographische Wandel . Hatten wir Glück, dass Zuwanderer und ihre zahlreicheren Kinder
ein wenig zur Kompensation der Situation beigetragen haben.
Was bisher für ein Großteil unserer Branche als Standard galt, Point of Sale = Point of Work, das kippt
offensichtlich zunehmend. Der Point of Sale wird sich für unsere Branche immer mehr zum Point of
Living verschieben. Seien wir doch ehrlich: Wer von uns hätte 1990 gedacht, dass heute über
Automaten direkt in unserer Nachbarschaft Frischeprodukte aus regionalem Anbau und Öko verkauft
werden. Zu solchen Überlegungen wäre uns ein „Ja, Ja“ mit entsprechender Handbewegung sicher
gewesen, so wie zu der Zeit, als die ersten Tabletops auf den Markt kamen. Das waren ja auch keine
„richtigen“ Automaten mehr. Und . . .?
Denken wir also nicht allein in Automaten, sondern in kundennahen Lösungen, die diese von uns
erwarten. Wir gelangen dann schnell in einer Servicebreite, die uns eine Bandbreite bisher vielleicht
ungeahnter Möglichkeiten eröffnet.
Paul Brühl / VAFA e.V.